>  Mops on tour   >  Osterwochenende im Schwarzwald

Fünf lange und vor allem kalte Monate liegen hinter mir. Die Tage und die Gassirunden werden wieder länger, der Frühling zeigt sich von seiner schönsten Seite und meinen Wintermantel kann Frauchen endlich in den Keller schaffen. Es ist April, genauer gesagt der 1. April 2021. Heute starten wir in die Campingsaison 2021!

Die Tage zuvor wurde das Wohnmobil auf Vordermann gebracht. Die Wasserleitungen entkalkt, der Kühlschrank gesäubert, die Betten frisch überzogen, mein Freund der Staubsauger hat die letzten Krümmel geschluckt und mein Bettchen steht an der richtigen Stelle. Ich bin startklar – es kann losgehen!

Herrchen sitzt am Steuer, Frauchen wird ihrer Rolle als Co-Pilotin gerecht und ich darf es mir auf meinem Shauni gemütlich machen. Freie Fahrt für freie Bürger – na ja in der heutigen Zeit hat dieser Spruch wieder an Bedeutung gewonnen. Wir tuckern los in Richtung Schwarzwald und es dauert auch nicht lange, da bin ich doch tatsächlich eingeschlafen.

Poldi und Shauni

Nach einem kurzen Einkaufsstopp beim Weinhändler geht unsere Fahrt weiter zum Mummelsee. Der Motor geht aus, der Schlüssel wird abgezogen und nach einem ausgiebigen Stretching bin ich auch schon bereit für eine kleine Tour um den See. Die Tür wird von Frauchen geöffnet und ich erstarre vor Schreck. Was ist das? Ein Hauch von weißer Masse liegt auf dem Boden. Bin ich im falschen Film oder habe ich mich in der Jahreszeit geirrt? Nein, es ist tatsächlich der 1. April und kein Scherz, hier liegt Schnee! Puh, der Wintermantel liegt ja im Keller und ich muss jetzt wohl die Zähne (zumindest die, die ich noch habe) zusammenbeißen und raus in den Schnee.

Schnee bei 18°C und Sonnenschein

Na ja, so kalt ist es dann doch nicht und der Schnee ist Gott sei Dank nur an einzelnen Stellen. Nachdem ich mir etwas die Pfoten vertreten habe, Frauchen ein leckeres und frisches Zwiebelbrot gekauft und Herrchen für den kleinen Hunger ein Schmalzbrot bekommen hat – an mich wird hier wohl nicht gedacht – geht die Fahrt zum Kniebis weiter. Auf dem großen Parkplatz direkt am Skilift parkt Herrchen das Wohnmobil und bereitet alles für eine erholsame Nacht vor. Perfekt, die Lage ist optimal für mich. Alles ist so schön grün und es herrscht eine Totenstille – na ja, meine Ohren sind ja auch nicht mehr die Besten.

Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen, Sonnenschein!

Gegen halb acht öffne ich meine Augen und verspüre eine Notdurft. Mit lautem Gebell wecke ich die Mannschaft und tapse im Wohnmobil auf und nieder. Jetzt aber schnell – ich muss mal raus. Herrchen springt ziemlich gerädert in seine Jogginghose, wirft sich die Jacke über und geht mit mir raus. Mensch ist das kalt.

Mittlerweile kümmert sich Frauchen um das Frühstück und brüht frischen Kaffee auf. Nachdem ich Vollzug gemeldet habe, laufe ich schnurstracks zum Wohnmobil, springe rein und kuschle mich unterm Tisch in mein warmes Bettchen. Bei einem ausgiebigen Frühstück besprechen meine Zweibeiner den heutigen Tag und machen anschließend das Gefährt für die Weiterfahrt fertig.

Nächster Stopp - Wolfach

Mitten im historischen Zentrum finden wir einen freien Parkplatz und machen uns auf Erkundungstour durch dieses kleine Städtchen. Besonders trubelig geht es Gott sei Dank nicht zu, dies könnte auch am heutigen Feiertag liegen. Anfang des Jahres sieht es definitiv anders aus. Hier wird die fünfte Jahreszeit ausgiebig zelebriert. Wolfach zählt zu den traditionsreichsten Hochburgen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Hier treffen sich Rindenhansele, Rappensteinhexen und Sankt Romaner Teufel zu den Fasnachtsspielen, Kaffeetantenumzügen und zum Höhepunkt, dem Schellemendig.

Ich watschle – meine Zweibeiner im Schlepptau – durch die historische Hauptstraße, vorbei am Rathaus, durch das Stadttor hindurch und biege dann rechts am Fürstenberger Schloss ab. Entlang der Kinzig schlendern wir ganz gemütlich wieder in Richtung Wohnmobil. So langsam wird es nämlich auch Zeit für meinen Mittagsschlaf.

Die Tour führt uns weiter durch den wunderschönen Schwarzwald. In Titisee halten wir für einen kleinen Einkauf in einer Konditorei an, um anschließend auf den Feldberg zu fahren und dort eine Kaffeepause einzulegen. Bei herrlichem Sonnenschein, leicht schneebedeckten Hängen sitze ich bei Frauchen auf dem Schoß, genieße die Stille und lasse mir das ein oder andere Leckerli reichen. So könnte es ruhig weiter gehen. Pustekuchen! Nachdem Herrchen die Schwarzwälder-Kirschtorte und Frauchen den Käsekuchen vertilgt hatten, ging es auch schon wieder weiter zu unserer nächsten Etappe und ich musste wieder angeschnallt auf dem Shauni Platz nehmen. Immer wenn es gerade schön ist und ich mit Leckerlis verwöhnt werden, geht es weiter, verdammt!

Feldberg - Kaffeepause auf 1.233 m Höhe mit Sonne und Schneeresten

Herrchen fährt in Schlangenlinien den Feldberg wieder runter. Mann ist mir schlecht, eine Verschnaufpause wäre jetzt echt angezeigt. Von wegen, kaum sind wir unten angekommen geht es auch schon den nächsten Buckel wieder hoch. Frauchen stammelt etwas vom Schauinsland. Beim besten Willen, ich kann jetzt gerade nicht aus dem Fenster schauen, ich muss mich stark konzentrieren und meinen Magen in Schacht halten.

Sie haben ihr Ziel in 1.147m Höhe erreicht!

Der Motor geht aus und die Handbremse wird angezogen. Frauchen streichelt mir das Köpfchen – wahrscheinlich hat sie etwas Mitleid mit mir. Ein Leckerli könnte meine Misere deutlich verbessern, aber da erwarte ich wahrscheinlich zu viel.
Herrchen packt die Campingstühle aus, Frauchen öffnet den frisch gekühlten Riesling und ich bekomme die lange Leine angelegt. Ab nach draußen! Wir drei genießen den herrlichen Blick auf den Schwarzwald und lassen es uns gut gehen – zumindest trifft dies auf zwei Personen zu.

Schlafstätte mit Blick auf den Feldberg

Heute bin ich etwas früher dran. Kurz vor 7 Uhr gebe ich die Wohnmobil-Sirene und schmeiße Frauchen aus dem Bett. Husch husch, raus aus dem warmen Bett! Tür auf und raus ins Freie. Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Die Kälte klettert langsam meine vier Pfoten hoch. Ich spüre die Kälte in meinem Fell, das Gras ist von Raureif bedeckt und Frauchen ist auch nicht warm genug angezogen. Wir haben -2 Grad!!

Wir packen schnell die Sachen zusammen und verlassen das „Sibirien“ im Schwarzwald und steuern wärmere Gefilde an. Frauchen möchte unbedingt die Kirschblüten im Münstertal erkunden. Mir ist es reichlich egal, Hauptsache es wird wärmer. Die Fahrt geht in Richtung Freiburg und danach schlagen wir den Bogen gegen Süden. In der Nähe von Staufen fängt es an zu blühen.

Traumhafte Kirschblüte im Münstertal. Die Kirschernte und somit das Kirschwasser dürfte reichlich werden 🙂

Nachdem ich mir meinen Kirschbaum ausgesucht und wie es für einen Rüden gehört … habe, ging die Fahrt in Richtung Süden weiter. Der Wald wurde wieder dichter und somit war der Lichteinfall ins Wohnmobil sehr gering. Ich bin doch glatt in ein kleines Mittagsschläfchen gefallen und habe es gar nicht bemerkt. Mit meinen stolzen 13 Jahren brauche ich einfach mehr Ruhephasen als die jungen, wilden Burschen. 

Wohnmobil aus, Gang rein und die Handbremse feste anziehen. Es halt durch das Gefährt – bitte alle aussteigen, wir sind da. Frisch erholt stehe ich stramm und lasse mir geduldig die Leine anlegen. Ab nach draußen! 

Einen kleinen Berg mussten wir erklimmen, um das Schloss Bürgeln in Schliengen zu erkunden. Eigentlich mag ich solche Ausflüge überhaupt nicht. Von jeder Mauer werde ich weggezogen und meistens sind viele Zweibeiner unterwegs. Heute ging es aber, zumindest mit den Zweibeinern. 

Ich genieße den Blick ins Weite

Wer den Berg hoch läuft, der muss ihn irgendwann auch wieder runter. Alte Mopsweisheit 😉 

Herrchen schmeißt den Motor an und los geht die (Weiter)Fahrt. So langsam sollten wir eine Schlafstätte für den heutigen Tag suchen, da schließlich eine Menge an Wohnmobilen unterwegs sind und wir – besser gesagt ICH – keine Lust auf eine erneute kalte Nacht habe. Frauchen hat Mitleid mit mir und daher geht unsere Fahrt an den schönen Kaiserstuhl. Dies zählt zu wärmsten Gegenden in ganz Deutschland, da werden wir doch sicherlich ein sonniges Plätzchen in den Weinbergen finden. Es ist ja nicht unsere erste Fahrt hierher, daher kennen meine Zweibeiner den einen oder anderen „Geheimtipp“. Pustekuchen! Es stellt sich heraus, dass diese Geheimtipps aus einer Camper-App stammen und daher nicht mehr geheim sind. An jedem schönen Parkplatz in den Weinbergen stehen nicht nur ein oder zwei Wohnmobile und Camper, sondern mehr als ein halbes Dutzend. 

Ich stelle fest, wir sind nicht die Einzigen die unterwegs sind! Aber glücklicherweise haben wir doch noch ein ruhiges Plätzchen direkt bei den Weinreben für unsere letzte Nacht gefunden.

Ein schattiges Plätzchen mit Blick auf die Weinberge im Kaiserstuhl
Euer Poldi

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